Gedenkfeier für die Opfer der Euthanasie: Jedes Leben hat einen Wert in sich selbst
„Die Zwangseuthanasie verzerrt die Würde des menschlichen Lebens und reduziert Menschen auf ihre vermeintliche Produktivität oder ihren Geisteszustand."
"Lassen Sie uns klarstellen – kein Leben ist weniger wertvoll, weniger würdevoll oder weniger bedeutsam als ein anders.“ Es waren wichtige Worte, die Magnus Eggers, Pflegedirektor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein, bei der jährlichen Gedenkfeier an die Opfer der Euthanasie am vergangenen Sonntag fand. Es sei die Pflicht aller, darüber aufzuklären, was in dieser dunklen Periode der Geschichte stattgefunden habe, und sich dadurch an die unschätzbaren Menschenleben zu erinnern, die entwürdigt und beendet wurden. „Jedes Leben hat seinen Wert in sich selbst“, fasste er zusammen. In der Erinnerung an die Opfer liege eine ernsthafte Verpflichtung und in Gedenken daran sei es „unser größtes Versprechen, dafür zu sorgen, dass solch ein Unrecht nie wieder geschehen wird.“
Den Gedanken „Nie wieder“ betonte auch der Bürgermeister der Stadt Warstein, Dr. Thomas Schöne, bei seinen anschließenden Worten. Es sei wichtig, das Gedenken zu bewahren und sich vor allem in den heutigen Zeiten eindeutig zur Demokratie zu bekennen. Einen besonderen Beitrag leistete in diesem Jahr eine Gruppe junger Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Warstein und des Europa-Gymnasiums Warstein. Die Gymnasiasten berichteten dabei eindrucksvoll von einem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz: „Der Besuch von Auschwitz war eine tiefe Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocausts und des Zweiten Weltkrieges. […] Der Besuch […] hat unsere Perspektven verändert und tiefe Gedanken über die Menschlichkeit, Verantwortung und die Bewahrung der Erinnerung geweckt“, erzählten Dominik, Kcenia, Conny, Lina, Maria und River. „Dieses Leid der Menschen darf sich nicht wiederholen – wir als Gemeinschaft müssen dafür sorgen.“
Etwa 100 Gäste kamen an der Treisekapelle auf dem LWL-Gelände zu der jährlich am Totensonntag stattfindenden Veranstaltung der LWL-Einrichtungen Warstein und Stadt Warstein zusammen, um bei einer Kranzniederlegung und der anschließenden Gedenkminute die mehr als 1.500 Opfer der Euthanasie in Erinnerung zu halten, die in den Jahren 1941–1943 gewaltvoll aus der damaligen Klinik abgeführt und in Konzentrationslagern grausam ermordet wurden. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkfeier in alter Tradition von der Bläsergruppe der LWL-Einrichtungen Warstein, die ausgewählte Stücke spielte. Unter den Gästen befand sich in diesem Jahr auch Prof. Erika Rosenberg-Band. Die Historikerin war im Zuge eines Vortrags über das Leben von Emilie Schindler eingeladen, der im Anschluss an die Gedenkfeier stattfand: Emilie und Oskar Schindler haben während des Holocausts über 1.200 Menschen das Leben gerettet. Prof. Rosenberg-Band zeigte sich sichtlich gerüht und hob zudem die Bedeutung der Gedenkstätte in der Treisekapelle hervor: „Das ist etwas sehr besonderes und beeindruckendes, was Sie hier in Warstein tun.“